Weihnachten in der Schweiz
Obwohl sich das benachbarte Alpenland in drei Sprachregionen aufteilt, ist Weihnachten in der Schweiz auch heute noch das bedeutsamste kirchliche Familienfest des Jahres. Die Vorweihnachtszeit beginnt bei unseren eidgenössischen Nachbarn im Advent mit dem traditionellen Klausjagen. An einen heidnischen Brauch angelehnt, findet es am 5. Dezember unter möglichst großem Krach und Getöse statt, um böse Geister zu vertreiben. Mit furchterregenden Masken verkleidet, ziehen an diesem Tag die jungen Männer mit ihrem Anführer, dem Oberklaus und vielen lärmenden Kuhglocken, Trommeln sowie Blashörnern ausgestattet um die Häuser. Auch der Nikolausumzug am nächsten Tag findet meist auf den gut belebten Straßen statt. Samichlaus und seine Gehilfen, die Schmutzlis verteilen bei dieser Gelegenheit kleine Geschenke und jede Menge Süßigkeiten an die (artigen!) Kinder. Nach offizieller Lesart bringt am Heiligabend das Christchindli die Geschenke. Schweizkenner wissen aber längst, dass die Familienmütter diesen Part, aber auch das Schmücken des Baumes, vorher hinter gut verschlossenen Türen übernehmen.
Das Fest als solches läuft an den Feiertagen sehr europäisiert ab und wird im überwiegenden Teil der christlichen Haushalte als Familienfest begangen. Gemeinsames Essen und Singen werden zu Weihnachten in der Schweiz ebenso traditionell gepflegt, wie der anschließende Gang zur Weihnachtsmesse oder der Mitternachtsgottesdienst unter den Protestanten. Interessant ist jedoch, dass sich die elektrische Weihnachtsbaumbeleuchtung zugunsten der traditionellen Wachskerzen am Baum bei den Schweizern kaum durchgesetzt hat und dass es hierzulande kein typisches Weihnachtsgericht gibt, obwohl die Schweiz als Land des guten und extravaganten Essens weltbekannt ist. Daher stehen meist regionaltypische Spezialitäten auf der weihnachtlichen Speisekarte, in der Deutschschweiz beispielsweise Rollschinkli und Schüfeli oder Panettone, Bouillon mit Ravioli bzw. Masthahn im Tessin. "Schöni Wiehnachtä und e guets Neus" ist der wohl meistgesagte Satz, wenn man sich im Kreis von Verwandten und Freunden am 1. Weihnachtsfeiertag in der Schweiz gegenseitig besucht. Dabei ist mitunter etwas Eile angesagt, denn in einigen Kantonen muss am 2. Weihnachtstag bereits wieder gearbeitet werden.